Schneefall und Frost, aber der Schnee taut

Jedem ist die Erfahrung im Grunde einleuchtend, bei Temperaturwerten um den Gefrierpunkt oder tiefer bleibt fallender Schnee auf dem Boden liegen und führt zu einer Schneedecke. Besonders im Spätwinter beobachtet man jedoch, dass es bei -1 bis 0°C schneit, aber der Schnee tagsüber nicht mehr richtig liegen bleibt und taut.

Die Temperatur in der Luft wird im Standardfall in zwei Metern Höhe gemessen, darauf hat man sich international geeinigt. Dabei ist die Temperaturmessung gar nicht so trivial, wie es sich zunächst anhört. Denn der Temperaturfühler muss einerseits vor Nässe und anderseits vor Strahlung geschützt sein. Dies bewerkstelligt man in der Praxis, indem der Temperaturfühler in einem hellen, die Sonneneinstrahlung wenig aufnehmenden, Gehäuse untergebracht wird. Wenn dies nicht geschieht und jemand ein Thermometer auf die Fensterbank oder an einer anderen Stelle ungeschützt platziert, dann zeigt es tagsüber im Standardfall einen höheren Wert an als die tatsächliche Lufttemperatur. Warum ist das so?
Im Spätwinter reicht die indirekte
Sonneneinstrahlung tagsüber bereits aus, dass
auf dunklen Straßen und Gehwegen der
Schnee nicht mehr richtig liegen bleibt

Die Sonne erwärmt zuerst den Boden und anschließend die Luft. Diesen Effekt kennen Sie wahrscheinlich, wenn Sie an einem sonnigen Sommertag barfuß am Strand spazieren gegangen sind. Von dort aus wird die darüber liegende Luftschicht erwärmt. Die Luft kann nur dann erwärmt werden, wenn der Boden selbst eine höhere Temperatur aufweist. Die Sonne ist in der Lage den Boden am besten zu erwärmen, wenn sie möglichst ungehindert scheint. Sobald Wolken vorhanden sind, ist dieser Effekt abgeschwächt, aber dennoch vorhanden. Die indirekte Strahlung der Sonne durch eine Wolkendecke wird auch diffuse Himmelsstrahlung genannt.

Während in den einstrahlungsschwächsten Monaten auf der Nordhalbkugel - Dezember und Januar - die sehr schräg stehende Sonne nur einen geringen Wärme-Effekt auf den Erboden hat, ist dieser zum Ende des Winters, Mitte und Ende Februar, bereits deutlich zu spüren. Wenn es am Mittag und Nachmittag bei Temperaturwerten von 0°C oder etwas darunter zu nicht allzu starkem Schneefall kommt, dann bleiben die dunkleren Straßen und Gehwege - dunkle Bereiche können mehr Wärme aufnehmen - eher nass als weiß. Dieser Effekt verstärkt sich im März und im April kann in tieferen Lagen Schneefall auf Straßen und Fußwegen meist nur in den Nächten liegen bleiben. Allerdings ist selbst dies oft schwierig, weil der Erdboden in der fortgeschrittenen Jahreszeit vom Tage bereits einiges an Wärme gespeichert hat, dass selbst in den Nächten noch ein gewisser Wärmepuffer vorhanden ist.

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