Märzwinter oder wenn der Winter einfach nicht gehen will

In Mitteleuropa zieht sich der Winter Ende Februar/Anfang März gewöhnlich in die Berge zurück. Hochdruckwetterlagen bringen dann zwar noch Nachtfrost, aber tagsüber macht sich der höhere Sonnenstand mit deutlichen Plusgraden bemerkbar. Zwar bringen im Zusammenhang mit Tiefdruckwetter Vorstöße von subpolaren Luftmassen teilweise noch Schnee bis ins Tiefland, aber dieser ist in der Regel nicht mehr von langer Dauer.

Denn aufgrund der schon kräftigen Sonne kann sich der Erdboden tagsüber deutlich aufwärmen.  Zur Erinnerung, Mitte März ist der Sonnenstand vergleichbar mit dem von Ende September. Selbst wenn tagsüber die Temperatur nur wenig über 0°C steigt, können sich die Oberflächen der Straßen und Gehwege durchaus auf 20°C und mehr erwärmen. Dieses Phänomen lässt sich gut mit Hilfe von Glättemeldeanlagen beobachten, die einen Temperatursensor auf der Straßenoberfläche angebracht haben.
Fallender Schnee bleibt zu dieser fortgeschrittenen Jahreszeit tagsüber nur bei stärkerer Intensität liegen.
Ein ausgeprägter Märzwinter fand
im Jahr 2013 statt
Anders ist der Sachverhalt, wenn im März arktische Luft nach Mitteleuropa gelangt. Diese kann bei bestimmten Voraussetzungen aus Skandinavien oder Nordosteuropa heranwehen. Dabei sind durchaus noch intensive Schneefälle und strenge Nachtfröste möglich. Einen derartig hartnäckigen Spätwinter erlebten viele Gebiete Deutschlands im März 2013. Besonders von Brandenburg und Berlin bis Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein lagen über mehrere Wochen eine Schneedecke von 5 bis 25 cm. Mit kräftigem Nordostwind türmten sich teilweise Schneeverwehungen bis zu einem Meter auf. Selbst in der letzten Märzdekade traten noch strenge Nachtfröste unter minus 10, teilweise unter minus 15°C auf.

großer Vegetationsrückstand
Als Folge der langanhaltend kalten Witterung entstand ein enormer Vegetationsrückstand. Im langjährigen Mittel blühen in Berlin und Brandenburg Ende März die Forsythien. Daran war im März 2013 überhaupt nicht zu denken, denn zu dieser Zeit versuchten gerade einmal die Krokusse zwischen dem Schnee hindurchzukommen. Auch die Landwirtschaft könnte Probleme bekommen, erst recht, wenn nach solchen langanhaltenden Wintern möglicherweise noch ein regenreicher Sommer folgen sollte.

Historisch kalte Märzmonate
Bereits in früheren Jahren trat häufiger hartnäckige Märzwinter auf.
  • Im Jahr 2006 lag die Tiefsttemperatur Mitte März zwischen Brandenburg und Schleswig-Holstein örtlich noch bei minus 20°C. Auf den Berliner Seen spielten einige Leute um den 20.März noch Eishockey.
  • Anfang März 2005: Der zuvor offene Wannsee vereiste komplett.
  • 1996: Fast den gesamten März noch Kälterückfälle, der tief gefrorene Boden taute im Nordosten Deutschland erst in den letzten Märztagen auf
  • 1987: Anfang März katastrophaler Eisregen in Ostwestfalen, anschließend herrschte zwei Wochen lang mäßiger bis strenger Nachtfrost
  • Auch 1970, 1929 oder 1917 traten noch winterliche kalte Märzmonate auf
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